Man kann sich ausreichend im Internet über Multiple Sklerose informieren. Bei der Diagnose wird man (je nach Arzt) mehr oder weniger über die Krankheit und alle damit in Verbindung stehenden Optionen aufgeklärt. Ich möchte daher nicht die x-te Version über Fragen & Aufklärung zur MS hier anführen, sondern meine eigenen Erfahrungen niederschreiben, da ich anderen MS-Patienten und Menschen mit Behinderungen Mut und Hoffnung machen möchte.

2008 hat mich die Diagnose "unheilbar krank" ereilt. Was das bedeutet, möchte ich vor allem auch den gesunden Menschen aufzeigen. Ich hab nicht daran geglaubt, dass mir so etwas je passieren könnte...Ich war bis dahin ein gesunder, leistungsfähiger, selbständiger und quirliger Mensch.

Die Anfangsphase zeichnete sich dadurch aus, dass ich schlagartig mit etwas konfrontiert war, was 1000de Fragen, vor allem aber Ängste aufwarf. Die Angst vor der Krankheit, den Schüben, den Behandlungsmethoden, dem Status "unheilbar krank", dem weiteren Lebensweg. Über Nacht kippt das ganze Leben.

Der erste Schub war der Ausfall meines linken Auges - ich konnte mit einem Mal über Nacht nur mehr extrem verschwommen und ausgelaugt sehen. Ab hier wird man mit einem völlig neuen, einem gesunden Menschen (und der war ich noch gerade) unvorstellbaren Alltag konfrontiert. Die Beeinträchtigung macht einem bewusst, wie viele Dinge wir als "normal" verstehen, die plötzlich zu einer schwierigen, fast unlösbaren Aufgabe werden.

Die erste massive Einbusse war für mich, nicht mehr Autofahren zu können. Das Sichtfeld eines Auges reichte für mich nicht mehr zum sicheren Lenken eines Autos im Straßenverkehr. Wenn man sich 1 Auge verdeckt, kann man ausprobieren, was man dann noch sehen kann bzw. wie man etwas sieht. Wie komm ich jetzt zum Arzt, zur Arbeit, wie hole ich mein Kind von der Schule, wie kaufe ich ein?? Wir wohnen oben am Berg - ich brauch mein Auto!!! Doch alles half nichts, man muss Lösungen finden, was die ganze Familie betrifft, nicht nur mich alleine.

Es dauert nicht lange und man lernt Ecken und Kanten in seinem eigenen zu Hause kennen, die sich an der Schulter, am Kopf oder auch an den Beinen bemerkbar machen, wenn man dagegen läuft oder darüber fällt, mit denen man bis dato nichts zu tun hatte. Auch der Job gestaltet sich von einem auf den anderen Tag äußerst schwierig, die Sorgen beginnen sich zu häufen. Diese Faktoren reichten aus, um mein Leben ganz schön aus der gewohnten Bahn zu werfen.

Dann beginnt ein Untersuchungsmarathon. Ich musste mehrmals nach Salzburg zu den Augen- & neurologischen Untersuchungen, MRI, Nachuntersuchungen, und brauchte jedesmal jemanden, der mich fährt. Auch machten mir die Untersuchungen, Informationen, Diagnose, etc. mächtig Angst. Es trifft einen ja wirklich wie ein Hammer - plötzlich, mitten im Leben. Gerade war noch alles ok, plötzlich ist fast nichts mehr ok. Es kommt wie der Blitz aus dem Himmel und sind Momente, in denen es wahrscheinlich vielen, die eine derartige Diagnose bekommen, ähnlich ergeht. Man muss nicht hysterisch sein, um plötzlich von vielen Ängsten und Fragen begleitet zu werden.

Dabei war das erst der Anfang, denn der nächste Schub, 1 Jahr später legte mich völlig flach mit einer halbseitigen Lähmung (gesamte rechte Körperseite), wo gar nichts mehr ging. Man erfährt beinhart, wie schnell sich das Leben wenden kann, wie sich Menschen mit Behinderungen fühlen und was das in einem Alltag bedeutet! Als gesunder Mensch hat man kaum eine Vorstellung davon...hatte ich bis dahin aber auch nicht.

 

Bei Autoimmunkrankheiten arbeitet das Immunsystem, das eigentlich fremde Stoffe wie beispielsweise Viren abwehren soll, gegen den eigenen Körper. Genau das ist bei der Multiplen Sklerose der Fall: Hier richtet sich ein Teil des Immunsystems gegen das Zentralnervensystem ZNS (bestehend aus Gehirn und Rückenmark). Die Abwehrzellen schädigen körpereigenes Nervengewebe. Die genauen Ursachen der Krankheit sind bisher allerdings trotz intensiver Forschung nicht geklärt. "www.br-online.de"