02/2008 konnte ich plötzlich am linken Auge nichts mehr sehen. Alles sehr getrübt, wie in starken Nebel gelegt und verschwommen, die Farben völlig ausgelaugt. Mein Chef schickte mich sofort zum Augenarzt. 2. Termin beim Augenarzt am 29.2.2008, die Tropfen haben nicht geholfen, die er mir verschrieben hat. Der Arzt erkannte den Ernst der Lage sofort mit den Worten: "Sie sehen nichts, ich sehe auch nichts" und überwies mich sofort in die SALK - Augenklinik Salzburg. Dort diagnostizierte man wie der Augenarzt vermutet hatte, eine Retrobulbärneuritis, und man schickte mich zum MRI  - Institut Doringer, Salzburg am 6.3.08. Nächster Termin in der SALK Augenklinik, erneute Gesichtsfelduntersuchung.

Ab hier kam die erste offizielle Diagnose: Verdacht auf Encephalomyelitis disseminata mit dem Hinweis, dass bereits ältere Herde zu sehen sind und diese Krankheit bei mir nicht eben erst entstanden ist.

Am 10.3.2008 wurde ich in die Christian-Doppler-Klinik in Salzburg in die Neurologie überwiesen zur genaueren Abklärung. Bei meinem Wahlarzt Dr. Alexander FRANZ, Strobl (siehe Informationen), begann ich mit einer Therapie nach TCM und auch sonst begleitenden Maßnahmen.

Die ausgelaugten Farben und Nebelschleier wurden besser und schlechter, bis sie nach einem Italienaufenthalt das 1. Mal ganz verschwanden. Wir kamen am Abend in Lignano an, ich konnte noch nichts sehen. Am nächsten Morgen wachte ich auf und konnte wieder ganz normal sehen. Es war wie ein Wunder, eine Spontanheilung! Nach der Rückkehr nach Österreich wurde es zwar wieder schlechter, aber von da an ging es bergauf, und ich konnte bald wieder einigermaßen normal sehen nach 3 Monaten!! Störungen treten bis heute auf, doch nicht mehr als Dauerzustand.

11/2009 blieb meine linke Gesichtshälfte plötzlich regungslos - wie gelähmt. Gleichzeitig wurde mein rechter Arm und rechter Fuß immer tauber. Mein damaliger Hausarzt diagnostizierte eine Infektion (welche??) bezogen auf die Gesichtslähmung, ich bekam Medikamente und den Hinweis, dass man die MS erst behandeln kann, wenn die Infektion ausgeheilt ist. Er klärte mich noch über die MS auf, dass ich, wenn ich nichts tue, im Rollstuhl lande und damit nicht einmal fahren kann, weil ich meine Hand nicht mehr bewegen kann. Diese Erklärung erschütterte mich dermaßen, dass ich umgehend meinen Wahlarzt Dr. FRANZ aufsuchte und mir Hilfe holte - physisch sowie psychisch. Ich ging seitdem nie wieder zu diesem Arzt.

Nach ca. 14 Tagen verging die Gesichtslähmung, leider wurde diese Taubheit meiner rechten Seite immer schlimmer und dehnte sich auf die gesamte rechte Körperhälfte aus. Ich konnte in dieser Zeit nicht mehr gehen, greifen, schreiben, hören, spüren.

Ab 14.11.09 begann ich bei Dr. FRANZ mit einer Cortison-Therapie (Injektion + Urbanson ausschleichend in Tablettenform), was zu einer massiven Verschlechterung meines Zustandes insgesamt führte. Ebenso von den Langzeitmedikamenten, die wir probierten. Ich erholte mich nur sehr langsam von den Nebenwirkungen. Extremer Ausschlag im Gesicht, Händen, Hals, Dekolleté, sowie sehr reale Albträume, ständigen Schlafunterbrechungen aufgrund von triefend schweißnassen Zuständen, gefolgt von wochenlangem, extremen Haarausfall. Es kamen noch die Sorgen um meine gesamte Situation, mein Kind und meiner Arbeit dazu, die ganzen Termine, die ich alleine unmöglich bewältigen konnte und ständige Hilfe brauchte.

Am 2.12.09 schickte mich Dr. FRANZ zum 2. MRI (Institut Dr. Mayr/Sbg.). Der Verdacht auf MS hat sich bestätigt, die Herde haben zugenommen. Die Lähmung hielt trotz Cortison 3 Wochen durchgehend an und zog sich nur langsam, gleich wie gekommen, wieder zurück - von der Körpermitte nach rechts außen.

Spastizität, Ataxie, Schwäche und Störung der Koordination von Bewegungsabläufen zählten plötzlich zu Problemen, die ich vor der MS nicht kannte. Während der 3wöchigen Lähmung konnte ich in der gesamten rechten Körperhälfte nichts mehr spüren und auch nicht kontrollieren. Ich hantelte mich zur Toilette und konnte ohne Hilfe nicht mehr gehen, nichts mehr halten, nicht tippen, das Reden fiel mir schwer, weil alles betäubt war, wie nach einer Narkose beim Zahnarzt. Es blieb ein Rest an Taubheit, der nicht mehr wegging bis heute.

Im Moment lässt mir total die Kraft in der linken Hand aus. Ich kann keine Tasse mehr halten, keinen Haargummi binden, den Knopf der WC-Spülung nicht drücken, usw. Nebenbei treten Sinnesstörungen auf, die sich in einem furchtbaren Juckreiz in der linken Hand äußern, obwohl keine Hautirritation vorliegt. Zwischenzeitlich brennt die Haut vom vielen Kratzen.

Generell sind die Sinnesstörungen eine lästige Angelegenheit. Man hat das Gefühl, etwas hat sich rundhum gewickelt, wie ein Seil, eine Schnur, obwohl nichts tatsächlich vorhanden ist. Auch die Wetterfühligkeit seit dem Ausbruch der MS ist anstrengend, da bei Wetterumschwüngen alle Symptome auftreten können, bis zu den Sehstörungen. Da ich im Salzkammergut lebe, was bekannt ist für den Fön unter dem mehrere Menschen hier leiden, habe ich des öfteren mit den verschiedensten Symptomen zu kämpfen. Schlimm finde ich auch die Töne im Ohr, das Singen iiiiiii, das alles übertönt! Es ist, als würde sich per Knopfdruck eine Maschine einschalten, nur leider finde ich den AUS-Knopf nicht.

Spastizität und Ataxie
der Muskulatur habe ich seitdem immer wieder (in der Wade, im hinteren Oberschenkel, Kniebeuge, Knie, es wandert), ich spüre eine gewisse Steifigkeit, was sehr unangenehm und einschränkend ist, weil ich dadurch humple.

Hörstörungen:
rechtes Ohr, ich verstehe nicht mehr, was normal neben mir gesagt wird, weil ein Dauerlärm in meinem Ohr/Kopf vorherrscht, der mich wahnsinnig anstrengt. Dieser Ton ist nicht abzuschalten und hört nicht auf. Dadurch lebt man in einer Welt, als stünde man 24 Stunden neben einer laut lärmenden Maschine einer Baustelle. Wenn jemand neben einem etwas sagt, versteht man es fast nicht. Das beeinflusst auch den Schwindel und das Kopfgefühl und die rasche Ermüdbarkeit insgesamt.

Erhöhte Ermüdbarkeit- normale Dinge des Alltags werden zur Schwerarbeit, und ich bin öfter plötzlich dermaßen müde, dass ich mitten am Tag einschlafe, nichts geht mehr. Das passierte mir leider auch in der Arbeit und ist bis heute präsent. Es ist keine normale Müdigkeit wegen Schlafmangel, sondern wie ein bleierner Sog, der einen mit allen Kräften in die Horizontale zwingt.

Schwindel - Plötzlich auftretende Schwindelanfälle beeinträchtigen meinen Alltag enorm. Man kann nichts dagegen tun, außer sich niederlegen. Es kommt und verschwindet wieder. Manchmal wusste ich nicht, wie ich die Wegstrecke zum Bus bewältigen soll. Seit dem Absetzen der Medikamente und Ausheilung der Nebenwirkungen ist es mit dem Schwindel viel besser geworden.

Sehstörungen
- Leider tauchen immer wieder die blinden Flecken am linken Auge auf, was sehr beeinträchtigt. Manchmal stimmen auch die Bilder nicht zusammen, es ist sehr anstrengend den richtigen Fokus zu bilden. Gegen die Lichtempfindlichkeit hilft nur Sonnenbrille, Sonnenbrille, Sonnenbrille.

Druck im Kopf - Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit in Form von herabgesetzter Aufmerksamkeit, Konzentrationsstörungen, vermehrter Vergesslichkeit oder einfach nur rasche Überanstrengung macht mir sehr zu schaffen. Diese Symptome sind zuletzt deswegen sehr belastend für mich, weil man es mir nicht ansieht und Dritte oft fälschlicherweise meinen, eine Vergesslichkeit oder Unaufmerksamkeit sei bewusst gemacht. Gleichzeitig auf mehr als eine Sache zu konzentrieren bzw. mehrere Dinge nebeneinander zu erledigen, ist eine häufige Anforderung sowohl im Berufsleben als auch im Haushalt und bei der Betreuung meines Kindes, der ich nicht mehr zur Gänze gewachsen bin seit dem Beginn der MS.

Die angeführten Symptome hatte ich während und nach der Einnahme der Medikamente zur gleichen Zeit und das Leben wurde beinah zum Albtraum. Nach der Rehabilitation wechseln die Symptome in einem nicht erklärbaren Muster. Je mehr zur gleichen Zeit auftreten, desto unerträglicher wird es, und desto leistungsunfähiger bin ich dann. Stress, Wetter und Psyche beeinflussen die Symptome stark, ebenso gesundheitliche Beeinträchtigungen, die nichts mit der MS zu tun haben, wie Verkühlungen, Infektionen, Wetterumschwünge, etc. Dadurch verstärken sich alle Symptome bis zur völligen Unfähigkeit, an meinem Alltag teilzunehmen.

Der Albtraum wird wahr und sagt Hallo, hier bin ich. Mit einem Augenblick verändert sich das Leben gewaltig und gravierend. Man hätte nicht in seinen schlimmsten Träumen daran gedacht, dass einem so etwas passieren kann. Aber ich war immer schon der Meinung "sag niemals nie"